Aufführungen: 14. und 15. April 2012 – 18 Uhr – Burg-Theater Domäne Marienburg

"Man muss etwas Besonderes sein, etwas das herausragt. Es reicht nicht, wenn man technisch perfekt ist, aber es ohne Leidenschaft tut! Ohne Feuer!" - Britney Spears Seit den 60er Jahren wurde schrittweise eine auf Disziplin, Gehorsam, Gleichförmigkeit und Verboten gründende Gesellschaft durch eine Gesellschaft verdrängt, die auf Autonomie setzt, also auf persönliche Leistung, Wahlfreiheit, Eigenverantwortung und die Initiative des Einzelnen - vor allem im Bereich der Arbeit. Wir sind nicht länger abhängig Beschäftigte, sondern kreative Unternehmer unserer selbst. Die Arbeit wird zunehmend als eine „Berufung“ thematisiert. Und jeder soll seiner Berufung folgen, um sich selbst zu verwirklichen.

Sieben Performer versuchen im Videoclip-Strudel der Selbstverwirklichung Fuß zu fassen und hinterfragen die historische und die mediale Wirklichkeit der Selbstverwirklichung um vielleicht einen Ausweg aus der ökonomischen Prekarität zu finden, in die wir uns dafür begeben.

Von und mit: Katharina Germo, Nina Heinrich, Lena Lappat, Felix Scharr, Linda Schüle, Laura Tucholski, Yulia Yánez Schmidt. Regie und Konzeption: Lasse Scheiba Video: Daniel Sigge Video-Ton: Tankred Grosch Licht: Eric Christopher Straube

Karten reservieren: canbritneybe@yahoo.de

Donnerstag, 12. April 2012

i would prefer not to



Herman Melville schreibt in seinem Roman "Bartleby" über einen jungen Kanzlei-Angestellten der bei ihm unliebsamen Aufgaben zwar nicht nein sagt, aber immer wieder beton, er würde es bevorzugen es nicht zu tun. "Mit dieser Kunstfigur des »Durchschnittsmenschen«, der in täglicher Routine und im Alltagstrott erstarrt, weil er keine Aussicht auf Veränderung spürt, haben wir eine listige Gegenfigur zu den »Arbeitstieren« der New Economy, die rund um die Uhr (wie Tatort-Kommissare) ermitteln oder ständig standby-Bereitschaft signalisieren und mit ihrer aktiven Teilnahme, Kreativität und positiven Einstellung alle anderen Mitarbeiter mitreißen. [...] Mag der Kanzleischreiber auch eher dem verbeamteten Angestellten als dem selbst disziplinierten, an Zielvereinbarung orientierten Mitarbeiter gleichen, so scheint diese Figur für das Überleben in der modernen Gesellschaft brandaktuell zu sein. Vor allem dann, wenn man darunter das Bewahren bestimmter individueller Eigenheiten versteht. So wie Bartleby Einstellung und Lebensstil zur kritischen Waffe umformt, unterlaufen Mikro-Sklaven, Angestellte und Beamten mit nichtrationalem Handeln oder simplem Nichtstun die Tendenz zu Präsenzzeiten, Mehrarbeit und Lohndumping."

Mehr über die Veränderungen der heutigen Arbeitswelten und mögliche Defensive in einem Artikel von Rudolf Maresch

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