Aufführungen: 14. und 15. April 2012 – 18 Uhr – Burg-Theater Domäne Marienburg

"Man muss etwas Besonderes sein, etwas das herausragt. Es reicht nicht, wenn man technisch perfekt ist, aber es ohne Leidenschaft tut! Ohne Feuer!" - Britney Spears Seit den 60er Jahren wurde schrittweise eine auf Disziplin, Gehorsam, Gleichförmigkeit und Verboten gründende Gesellschaft durch eine Gesellschaft verdrängt, die auf Autonomie setzt, also auf persönliche Leistung, Wahlfreiheit, Eigenverantwortung und die Initiative des Einzelnen - vor allem im Bereich der Arbeit. Wir sind nicht länger abhängig Beschäftigte, sondern kreative Unternehmer unserer selbst. Die Arbeit wird zunehmend als eine „Berufung“ thematisiert. Und jeder soll seiner Berufung folgen, um sich selbst zu verwirklichen.

Sieben Performer versuchen im Videoclip-Strudel der Selbstverwirklichung Fuß zu fassen und hinterfragen die historische und die mediale Wirklichkeit der Selbstverwirklichung um vielleicht einen Ausweg aus der ökonomischen Prekarität zu finden, in die wir uns dafür begeben.

Von und mit: Katharina Germo, Nina Heinrich, Lena Lappat, Felix Scharr, Linda Schüle, Laura Tucholski, Yulia Yánez Schmidt. Regie und Konzeption: Lasse Scheiba Video: Daniel Sigge Video-Ton: Tankred Grosch Licht: Eric Christopher Straube

Karten reservieren: canbritneybe@yahoo.de

Samstag, 4. Februar 2012

i wanna be famous


Für ihr erstes Album erhielt Corinne Bailey Rey, eine 27-jährige Sängerin, die 2005 von einem EMI-Manager unter Vertrag genommen wurde, nach nur vier Monaten eine Platin-Schallplatte. Ein erstaunlicher Vorgang, eine Chance von eins zu einer Million - nach einem kurzen Auftritt in einer Indie-Band und einem Job als Garderobenfrau in einem Soul-Club ein kometenhafter Aufstieg zum Star. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht größer, vielleicht sogar kleiner, als die, den Lotto-Jackpot zu gewinnen. "Meine Mutter ist Grundschullehrerin", sagte Corinne einem Interviewer, "und wenn sie die Kinder fragt, was sie werden wollen, wenn sie groß sind, sagen sie: Berühmt! Und auf die Frage, warum, sagen sie: Weiß nicht, ich will einfach berühmt werden."
Berühmt zu sein heißt in diesen Träumen nicht mehr (aber auch nicht weniger!), als auf den Titelseiten von Tausenden von Zeitschriften und auf Millionen von Bildschirmen gezeigt zu werden, im Gespräch zu sein, gesehen, wahrgenommen und damit, vermutlich, von vielen begehrt zu werden - genau wie die Schuhe, Röcke oder Accessoires, die derzeit in Hochglanzmagazinen und auf den Fernsehbildschirmen prangen und damit im Gespräch sind, gesehen werden, wahrgenommen, begehrt... "Das Leben ist mehr als Medienrummel", so Germaine Greer, "aber nicht viel mehr. Im Informationszeitalter bedeutet Unsichtbarkeit mehr oder weniger den Tod."
Hinter dem Traum von Berühmtsein verbirgt sich ein anderer Traum, der Traum, sich nicht mehr in der grauen, farb- und gesichtslosen Masse der Waren aufzulösen und darin aufgelöst zu bleiben, der Traum, sich in eine beachtenswerte, beachtete und begehrte Ware zu verwandeln, eine Ware, über die man spricht und die sich von der Masse abhebt, eine Ware, die man unmöglich übersehen, verlachen, entlassen kann. In einer Gesellschaft von Konsumenten ist die Verwandlung in eine begehrenswerte und begehrte Ware der Stoff, aus dem die Träume und Märchen sind.
-Zygmunt Bauman "Leben als Konsum"-

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